Kajaktour auf den Lofoten

Nach drei Tagen Fahrt haben Martin und ich die Lofoten im Norden von Norwegen erreicht ( siehe auch, Lofotenreise 2011). Nun stehen wir in Henningsvaer auf dem großen Parkplatz.

Mit einem Blick auf das Meer sehen wir das heute für uns keine Kajak Tour mehr möglich ist. Mit unserer „Milchkuh“ von einem Kajak würden wir bei diesem Seegang kaum vom Fleck kommen. Also ist Warten angesagt. Zum warm werden steigen wir auf den nahegelegenen Festvagtinden.

Der nächste Morgen empfängt uns mit ruhiger See. In Mitte einer Horde von Touristen packen wir unser Boot für eine Woche Abenteuer. Es sieht wohl so ähnlich aus wie in dem Film „Das Boot“, nur die Torpedos fehlen irgendwie. Nach einiger Zeit hat allerdings alles seinen Platz und Martin und ich starten Richtung Norden. Es geht unter einem großen Brückenbogen hindurch Richtung Gimsoystraumen.

Am Sandstrand von Sandvika machen wir unsere erste Pause. Bei herrlichem Wetter liegen Martin und ich in der Sonne und lassen es uns gut gehen.

Von dieser Bucht aus geht es weiter zur Brücke über den Gimsoystraumen. Dieser Strom ist berüchtigt und der Sog auf das offene Nordmeer sehr stark. Am rechten Rand der Brücke ist eine Baustelle und so müssen wir den Strom in der Mitte befahren. Ich habe bei der starken Strömung etwas Bedenken. Das liegt wohl auch daran, dass ich seit gut einem Jahr nicht mehr in einem Kajak gesessen habe. Auf jeden Fall entscheide ich mich für ein Umtragen der Brücke. Hätte ich mal auf Martin gehört hätten wir hier eine Menge Zeit gespart denn das Umtragen kostet uns gute zwei Stunden.

Auf der anderen Seite der Brücke steuern wir bei Niedrigwasser um die ein oder andere Insel herum. Unser Weg führt jetzt weiter nach Norden und die See wird immer rauer. Gegen Mitternacht blicken Martin und ich nach Norden. Die Sonne steht noch über dem Horizont und wir beginnen nach Osten einzudrehen. Ein herrliches Gefühl die Sonnenstrahlen um diese Uhrzeit zu spüren. Durch den starken Seegang macht unser Boot jedoch kaum Fahrt über Grund und so steuern wir eine kleine Bucht an. Martin und ich schlagen das Zelt auf und schlafen nach kurzer Zeit ein.

Der nächste Morgen bringt Wind und Sonne. Leider ist es immer noch viel zu viel Wind. Wir bauen unser Zelt ab, verstauen alles und sind gegen 11:00 Uhr auf dem Wasser. Mit einigen starken Paddelschlägen bringen wir das Kajak aus der Bucht und kämpfen sofort wieder mit den Wellen. Die Stunden auf See verstreichen und es wird immer schwerer das Kajak auf Kurs zu halten. Im Zick-Zack steuere ich weiter an der Insel entlang. Teilweise machen wir wieder kaum Fahrt über Grund und so legen wir gegen Mittag an einem traumhaften Sandstrand an. Beim Anlanden schlucken wir eine hohe Welle und das halbe Boot steht voll Wasser. Nein, bei diesem Wind ist das Paddeln hier oben kein Geschenk.

Nach einer längeren Pause fahren wir am Nachmittag weiter nach Osten.  Gegen 18:30 Uhr wollen wir einen Fjord queren, doch der Seegang ist einfach zu stark. Wir „schlucken“ die ein oder andere Welle und entscheiden uns für eine „Notlandung“ an einer mit Algen bewachsenen Steinküste. Martin und ich tragen das Boot mit etwas Mühe an Land und suchen uns einen Lagerplatz.

Das Weiterfahren hätte einfach keinen Sinn gemacht. Wir sind hier wohl mitten in einer Vogelbucht gelandet, denn soweit das Auge und die Nase reicht liegt hier Vogelkot. Aber was soll´s, „back to nature“..

Am Abend diskutieren wir noch lange wie es weitergehen soll leider ohne abschließendes Ergebnis. Selbst der stärkste Wille kann die Natur nicht bändigen…  

Der nächste Morgen bringt unverändert Sonne und Wind. Nach einigem Suchen bringen wir das Kajak an einer geeigneten Stelle zu Wasser, oder besser gesagt zu Stein. Über die glitschigen Algen zu gehen ist dabei alles andere als einfach. Irgendwie schaffen wir es und sind 30 Minuten später wieder auf See. Wir überqueren den Fjord und halten auf Fiskebol zu. Im Schutze von einigen Inseln kommen Martin und ich schnell voran. Leider hat in der Zwischenzeit die Ebbe ihren Tiefststand und so endet unsere Fahrt zwischen zwei Inseln auf dem Trockenen. „Verdammt, hier könnten wir bei Flut ganz einfach durchpaddeln“ rufe ich von hinten. Es hilft alles nichts wir müssen warten. Nach einer kurzen Erkundung stellen Martin und ich fest das zwischen uns und dem nächsten Fahrwasser nur 100 Meter liegen. Also entladen wir das Boot und tragen es hundert Meter weiter.

Nach einer Stunde geht es im Schutze der Inseln weiter bis uns kurze Zeit später wieder die volle Wucht der Wellen trifft.  Martin und ich haben jetzt fast den Hafen von Fiskebol erreicht. Die Wellen werden vor dem Hafenbecken immer höher, hinzu kommt noch die starke Strömung von der einsetzenden Flut. In der Hafeneinfahrt haben Martin und ich wirklich zu kämpfen. Noch nie habe ich das voll beladene Boot durch so einen Seegang steuern müssen. Es verlangt mir und Martin alles ab, doch gemeinsam schaffen wir es in den Hafen zu kommen.

Im Hafen selbst müssen wir uns wieder beeilen da gerade die Fähre nach Melbu einläuft. Der Kollos aus Stahl ist etwas größer als unser Boot und so wollen wir ihm nicht in die Quere kommen.

Durch den starken Gezeitenstrom werden wir in eine kleine Bucht förmlich hineingepresst. Es fühlt sich an wie Wellenreiten mit einem 230 Kilo schweren Surfbrett.  Unser Kajak nähert sich also schnell dem Festland und Martin ist schnell draußen und sichert das Boot mit einer Leine.

Voller Frust sitzen wir nun an Land und schauen der Fähre beim Anlegen zu. Nach kurzer und ehrlicher Diskussion sind wir uns einig die Tour bei diesen Verhältnissen nicht fortzusetzen.

Wir bleiben über Nacht hier und am nächsten Tag fahre ich mit dem Linienbus zurück nach Henningsvaer um unser Fahrzeug zu holen. Die Enttäuschung bei uns beiden ist riesig, aber so ist es eben als Outdoorer.

Mal gewinnst du mal verlierst du, aber haben wir wirklich verloren? Ich denke nein, denn es bleibt eine Menge Erfahrung und ein schönes Erlebnis im hohen Norden.

Zum Trollfjord

Die Erfüllung eines Traumes. Mit dem Kajak in den Trollfjord. Es ist später Abend als Julia, Martin, Uli und ich am Raftsund halten. Ziel unserer Tour ist der legendäre Trollfjord und danach die Trollfjordhütte. Im Internet haben wir uns über die Einlaufzeiten der Hurtigroutenschiffe informiert. Die großen Brocken können für uns Kajak Fahrer ein echtes Problem darstellen.

Unser Plan ist ganz einfach. Zuerst fahre ich mit Uli und dem Gepäck in den Fjord, dann komme ich zurück und hole Julia und Martin ab. So weit so gut.

Die erste Fahrt mit Uli ist kein Problem. Es ist wirklich ein Erlebnis, mit dem kleinen Boot in den mächtigen Fjord zu fahren. Uli steigt am Ende des Fjordes aus und steigt schon mal zur Hütte auf.

Als ich zu Martin und Julia zurück kehre ist es schon recht spät. Jetzt wird es mit der Hurtigroute eng, die gegen Mitternacht in den Fjord einfährt und so kommt es auch. Vom Raftsund aus sehen wir schon das mächtige Schiff auf uns zu fahren. Es ist die Midnatsol eines der modernsten und größten Schiffe der Hurtigroutenflotte.

Für uns heißt es nun „wir müssen draußen bleiben“ aus dem Fjord. Geduldig lassen wir den Riesen passieren und warten gute 45 Minuten bis die Midnatsol wieder draußen ist. Mit dieser Beobachtung hat sich die Tour für uns schon gelohnt. Mit einiger Verspätung kommen Martin, Julia und ich also im Trollfjord an und beginnen sofort mit dem Aufstieg zur Trollfjordhütte (siehe auch, Wandern auf den Lofoten 2011).

Die Rückfahrt am nächsten Tag verläuft ohne Probleme. Mit etwas Wehmut tragen wir das Boot an Land, denn nun kommt es wieder für einige Zeit in´s „Trockendock“.