Skibergsteigen in der Schweiz

Anfang Februar 20011 im Raum Andermatt. Jörg und ich sind unterwegs um in dieser Gegend die ein oder andere Skitour zu gehen. Da ich selbst ein eher mittelmäßiger Skifahrer bin freue ich mich um so mehr, dass Jörg als „Profi“ mit auf der Tour ist.

Unser „Basislager“ beziehen Jörg und ich in der kleinen Ortschaft Realp, etwa 9 Kilometer von Andermatt entfernt in einem kleinen Hotel direkt am Ortsrand. Eine ältere Frau betreibt dieses einfache, aber sehr Familiäre Haus.

Die Wetterprognose für die Woche ist gut, über der Schweiz liegt ein stabiles Hoch und somit erwarten wir kaltes, schönes Winterwetter.

Unsere erste Tour soll auf den Tälligrat gehen. Dieser Berg liegt in der Nähe der Rotondohütte und ist 2748 Meter hoch. Gegen zehn Uhr geht es am Ortsrand von Realp los bei Temperaturen von fast minus 10 Grad. Jörg und ich kommen gut vorwärts und passieren bald darauf das Tal Mutten. Von oben schauen wir zur Rotondohütte herunter und hinüber zum prächtigen Pizzo Lucendro.  Um 14:00 Uhr stehen Jörg und ich nun alleine am Gipfel des 2748 Meter hohen Tälligrates. Fast eine Stunde sitzen wir am Gipfel in der Sonnen und genießen die Stille und die Wärme hier oben bei deutlichen Minusgraden.

Unsere Abfahrt führt uns mit kleinen Varianten über die Aufstiegsroute zurück ins Tal nach Realp. Unten angekommen ziehe ich meine neuen Tourenstiefel aus und stelle mit Erschrecken fest, dass ich mir am linken Fuß eine ca. 1 cm. große Wunde zugezogen habe. Währen der Tour spürte ich zwar ein leichtes reiben, habe dem aber keine Beachtung geschenkt.  Da kommst du dir vor als würdest du zum ersten Mal am Berg unterwegs sein….

Am nächsten Tag geht es auf die andere Seite von der Furka-Passstraße. Unser Ziel ist das 2940 Meter hohe Chli Bielenhorn. Um kurz vor neun stapfen Jörg und ich auf den pistenähnlichen Furka-Passstraßen los. Bald geht unsere Spur nach links in das vielbefahrene Gelände Richtung Albert-Heim-Hütte. Als wir das Hotel Galenstock erreichen sind Jörg und ich der Sonne und genießen den Aufstieg. Unsere Tour geht weiter über die Reste vom Tiefengletscher bis zur unteren Bielenlücke. Hier frischt der Wind auf und verwandelt den ruhigen Tag in einen kleinen Schneesturm. Gegen 14:00 Uhr stehen Jörg und ich nach kurzer Kletterei nun auf dem Gipfel vom 2940 Meter hohen Chli Bielenhorn. Wir sind fast alleine hier oben, nur ein anderer Skitourengänger genießt mit uns gemeinsam die Bergidylle.

Für die Abfahrt hat Jörg uns eine Route zum Hotel Tiefenbach heraus gesucht. Zuerst über schattige Nord-Ost Hänge später allerdings auf stark aufgeweichten Südhängen, mit denen ich so meine Probleme habe. Vom Hotel Tiefenbach aus geht es auf der Furka-Passstraße zurück nach Realp.

Heute wollen wir etwas früher los. Unser Ziel ist das Gross Leckihorn mit etwas über 3000 Metern Höhe. Der Himmel zeigt sich in leichten Wolken, doch das ist nur eine kleine Störung und somit für uns kein Problem. Eine kleine Herausforderung an dieser Tour ist sicherlich auch der weite Anmarschweg von Realp aus, denn das Gross Leckihorn liegt noch ein ganzes Stück hinter der Rotondohütte. Jörg und ich sind also zügig unterwegs und machen erst unterhalb der Hütte eine kurze Pause. Ich mache mir immer wieder Sorgen um meinen Fuß, den ich mir am ersten Tag wund gelaufen habe.

Jörg wird nun etwas schneller und ich lasse ihm den Vorsprung. Als wir am Leckipass ankommen wird der Wind stärker und wir ziehen unsere Jacken an. Der Schnee ist hier oben so fest gepresst, dass ein weiterkommen nur noch mit Harscheisen möglich ist. Vor uns kämpft sich ein Gruppe Schneeschuhgeher den Gipfelhang herauf. Jörg und ich schnallen kurz unterhalb des Gipfels die Ski ab und steigen die letzten Meter zu Fuß auf. Gegen 13:30 Uhr stehen wir beide auf dem 3068 Meter hohen Gross Leckihorn.

Die Abfahrt bei schlechter Sicht ist nicht gerade ein Genuss und so machen wir eine kleine Pause auf der Rotondohütte, trinken einen Kaffee und essen hausgemachten Kuchen. Am späten Nachmittag trudeln wir wieder gemütlich in Realp ein.

Für den letzten Tourentag haben wir uns den Stotzigen Firsten heraus gesucht. Gegen acht Uhr stapfen wir bei Minus zehn Grad in Realp los. Um halb zehn wärmen uns die ersten Sonnenstrahlen an diesem schönen Tag. Der Stotzige Firsten ist wohl der meistbegangene Skitouren Berg der Region und so ist es nicht schwer den Weg zu finden. Um kurz vor 12:00 Uhr erreichen wir beide den stark überwechteten Gipfelgrad. Bei einer langen Pause am Gipfel genießen wir die Sonne und den schönen Wintertag.

Jörg möchte den Stotzigen Firsten nach Norden abfahren und lässt es sich nicht nehmen damit schon am Gipfel anzufangen. Er schwingt sich über die Wechte und ist nach ein paar Schwünge mitten im Nordhang. Ich selbst umfahre dieses Steilstück und quere ein paar hundert Höhenmeter unterhalb. Ab hier fahren Jörg und ich abwechselnd bis fast ins Tal. Fast, weil mir natürlich wieder was ganz tolles passieren muss. Da ich es ja nicht nötig habe Fangriemen an die Ski zu machen löst sich bei mir ein Ski und marschiert 150 Meter alleine ins Tal. Jörg hält mir zurecht eine Gardinenpredigt und fährt bis zum Ski ab. Wie ein begossener Pudel stapfe ich durch den tiefen Schnee und hole mir den Ski zurück. Eine Stunde später stehen wir auf der Furka-Passstraße und fahren die letzten Meter ins Tal ab.

Als Bilanz läst sich diese schöne Woche mit der Erkenntnis abschließen das ich einfach mehr mit Ski trainieren muss und Jörg auch ein paar Jahre ohne Training auskommen kann…..